Eigensinn ist sexy

Eigensinn ist sexy

Neulich ging es in der Brandeins um Eigensinn. Boomeräng! Allein dieses Wort löste eine Zeitreise in die 80er aus: Wer das Wort „eigen“ verwendete, machte sich verdächtig. Eigensinn wurde als sonderbar empfunden. Es herrschte Druck, sich den Verhältnissen anzupassen. Dort gedieh Folgsamkeit als Konsequenz für Gruppenzugehörigkeit. Punkt.

Schön, dass ich nun erwachsen genug bin darüber diskutieren zu dürfen. Über den Eigensinn habe ich viele neue Einsichten gewonnen: Eigensinnige widerstehen dem Gruppensog. Sie haben gelernt, dass die eigene Meinung einen Wert hat, dass Widerstand eine Form der liebevollen Selbst-Zugewandtheit sein kann. Sie verteidigen wofür sie stehen und hinterfragen Bestehendes. Der Eigensinnige nimmt seinen Teil der Verantwortung wahr und möchte handeln. So ist Eigensinn einerseits das Fundament für Selbstbestimmung und für die Anstrengung, seinen Begabungen Raum zu geben. Andererseits der Dünger für Wachstum und Neugestaltung. Gut so! So betrachtet ist Eigensinn ein schönes Wort! Aber bitte jetzt nicht alle Handlungen unter der Flagge des Eigensinns rechtfertigen. Sonst sind wir beim Stursinn- und das ist etwas völlig anders.